Schon seit langer Zeit habe ich mir gerade im Bereich Klavier ein stärkeres Miteinander unter den Schülern gewünscht. Ein Miteinander, das über ein vierhändiges Spiel hinaus geht und die sozialen Kompetenzen der Kinder stärkt. Ich wünsche mir, dass meine Schüler verstehen, dass sie sich mit dem Erlernen des Klavierspiels eine Kompetenz aneignen, die sie nutzen können.
Die Grundidee sieht vor, dass ein erfahrener Schüler ein Patenkind bekommt und sich wöchentlich oder alle zwei Wochen mit seinem Patenkind trifft und dieses beim Üben unterstützt. Auch vierhändiges Spiel soll geübt werden und oft freut sich das Patenkind, wenn es sich anhören darf, woran der Pate gerade übt.
So hört das Patenkind nicht nur aus meinem Mund und mit meinen Formulierungen Verbesserungsvorschläge. Ihm steht ein Kind zur Seite, dass auch nicht immer alles weiß. Ich beobachte, dass die jungen Patenkinder oft eine große Zuneigung zu ihren Paten entwickeln.
Der Pate hingegen darf üben, das von mir Erlernte selber in Worte zu fassen, was eine deutlich größere Herausforderung darstellen kann, als wenn man es nur selber verstanden haben muss. Der Pate hat eine Verantwortung, ohne überfordert zu werden. Und oft wird der Pate auch von seinem Patenkind bewundert, was bestimmt jedem Menschen gut tut. Und zu guter Letzt kann sich der Pate mit seinem Einsatz ein Taschengeld verdienen. Ich gebe hierzu keine Vorgaben und bitte die Eltern darum, eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind.
Ich beobachte, dass die Patenkinder im Unterricht schneller voran kommen und ihr Stücke einfach besser können. Sie melden mir immer zurück, dass sie die Stunden mit ihren Paten sehr mögen und sich darüber freuen. Neulich hörte ich von zwei Jungs, dass sie nach dem gemeinsamen Üben auch noch etwas Kuchen gegessen hätten und habe mich sehr darüber gefreut.
Die Paten zeigen ein großes Interesse daran, für das gemeinsame Üben gut vorbereitet zu sein und fangen an, mich Dinge zu fragen, die sie sonst nie gefragt hätten. Oft kommen sie nach einer gemeinsamen Übeeinheit zu mir und sagen: "Dies und jenes konnte ich nicht erklären. Wie geht das?" Sie wachsen in ihrer Verantwortung und nehmen sich liebevoll ihrer Patenkinder an.
Ich selber bin immer unglaublich gerührt, wenn ich erlebe, wie die Patenschaften wachsen und gedeihen. Gleichzeitig ist es zweifellos ein zusätzlicher Aufwand, diese Patenschaften zu gründen, nachzufragen, ob die Treffen zustande kommen und immer wieder "dranzubleiben". Aber ich finde, dass es diesen Aufwand wert ist.
Jetzt zum Herbst haben 10 Schüler 5 Patenschaften gebildet und ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Habt ihr so etwas auch mal probiert? Was würde euch daran hindern, es zu probieren? Ist es eine Idee, die euch reizt?
Ich freue mich, von euch zu hören!